Texte und Impressionen
Männer
Samstag, 08. Mai 2021 - 12:54 Uhr
Macht es einen Unterschied… ? Council mit Männern
Heinz Sondermann.
Februar 2021.
Ja, macht das denn wirklich einen Unterschied? Eine Frage die ich so häufig gestellt bekommen habe von KollegInnen und von Männern. „Ist es nicht egal ob eine „Männergruppe“ von einer Frau/Therapeutin oder von einem Mann/Therapeuten geleitet wird? Es geht doch darum, dass „Männerthemen“ Platz haben, ob nun eine Frau oder ein Mann die Leitung hat…, wichtig ist doch nur, dass Sie/Er professionell ist…“ So wurde in einer klinischen Männergruppe, die ich fast 20 Jahre wöchentlich als Therapeut leiten durfte, immer wieder die Frage von teilnehmenden Männern so oder ähnlich gestellt: „Wozu eine Männergruppe, wir sind doch alle Menschen…“.
Immer noch, nach über 40 Jahren „Männer-Arbeit“, haftet dem Begriff ‚Männergruppe‘ etwas esoterisch-maniriertes an. „Da geht es doch nur um männliche Selbstbespiegelung“, „da spielen Männer Krieger, verhätscheln sich in ihrem Gefühl Unverstanden zu sein und erzählen sich wie sensibel sie doch in Wahrheit sind“. „Da geh ich doch nicht hin, das hab ich nicht nötig…“. Solche Klischees und Vorurteile, von Männern wie Frauen sind immer noch weit verbreitet.
Ja – es macht einen Unterschied. Eine Gruppe in der nur Männer sind ist eine Insel. Es ist wie ein inneres Aufatmen. Vielleicht unbemerkt, so wie es manchmal geschieht, ein tiefes Aufatmen, das gar nicht bis in unser Bewußtsein vordringt, weil etwas von uns genommen wird, oder wir etwas bekommen, was scheinbar unbedeutend ist, nebensächlich und in Wahrheit doch vieles verändert.
Ich habe über Jahre in einer „Jungs“-Band gespielt, 6 Männer unter sich. Es war viel mehr als die Musik. Es war der Stallgeruch im wahrsten Sinne des Wortes. Der Proberaum war ein Männerraum, ungelüftet, kalter Zigarettenrauch, leere Bierflaschen, wann war das letzte Mal gefegt oder gesaugt worden…? Es war ein Raum, in dem wir unsere eigene Kultur lebten. Dumme Sprüche raushauen konnten ohne Angst missverstanden zu werden. Selbst wenn jemand die Grenzen unserer ‚political correctness‘ verletzte, dann wurde er zurückgepfiffen, – und damit war es gut. Er gehörte trotzdem dazu. Das änderte sich schlagartig als eine Frau, eine Sängerin hinzukam. Es lag nicht an ihr. Es lag an uns allen. An dem üblichen, normalen Tanz zwischen Männern und Frauen. Es lag an der Konkurrenz, die die Beziehungen unter uns Männern grundlegend veränderte. Die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit blieben auf der Strecke. Und so ändert sich schlagartig etwas, wenn eine Gruppe, in der Männer sind, von einer Frau geleitet wird, genauso wie in einer Gruppe, in der nur Frauen sind sich fundamental etwas ändert, wenn ein Mann sie leitet. Eine Erfahrung, die ich in der Rolle einziger Mann in einer Gruppe Frauen sowohl als Teilnehmer, wie in der Rolle des Leiters häufig gemacht habe. Auch das ist eine wertvolle Erfahrung, wenn es zur Sprache kommt, das was da ist, was geschieht, wenn ein Mann eine Gruppe leitet in der nur Frauen sind. So kann es auch eine wertvolle Erfahrung für alle sein, wenn eine Frau eine Gruppe leitet, in der nur Männer sind, wenn es zur Sprache kommt, offenbar wird, was da alles ist, was geschieht, wenn eine Frau eine Gruppe mit Männern leitet. Aber dann ist es keine Männergruppe mehr, es ist etwas ganz Anderes.
Diese Erfahrung - und ich spreche jetzt nur über die Erfahrung als Mann, mir ist klar, dass Frauen ganz eigene und doch vielleicht auch ähnliche Erfahrungen machen – eines „Raumes der nur uns gehört“ ist eine elementare und heilsame Erfahrung für uns Männer. Und da beziehe ich mich selbst ein. Seit 30 Jahren arbeite ich mittlerweile mit Männern in Gruppen und in der Einzelbegleitung. Darüber möchte ich hier schreiben, über diese Erfahrungen in Männergruppen. Über dieses „Heilsame“ was so guttut und doch so schwer „zu fassen“ ist. Es war in allen Gruppen, die ich mit Männern erleben durfte, präsent. In Supervisionsgruppen, therapeutischen Gruppen und in Retreats und Selbsterfahrungsgruppen. Und das bedeutet nicht, dass es immer ‚leicht‘ oder angenehm ist. Ja, manchmal ist es einfach leicht, ausgelassen wild und krachend laut. Und dann wieder ist es ganz still, sanft, einladend, schwer, zäh oder traurig. Und das ist wohl das Entscheidende was geschieht: dieses Mit-fühlen (com/passion), das Nachempfinden, Ein-fühlen. Sich in anderen Männern gespiegelt zu erleben, ist eine entlastende und tiefe Erfahrung, die uns aus dem Gefühl des „Abgeschnitten seins“, unserem Einzelkämpfer-dasein befreien kann.
Meine Erfahrungen sind die Erfahrungen eines heterosexuellen Mannes in Gruppen von heterosexuellen Männern. Hin und wieder kam es vor, dass ein homosexueller Mann an einer Gruppe teilnahm. Ich konnte auch die Erfahrung als Supervisor in einer Gruppe homosexueller Männer machen. Beides bringt für beide „Seiten“ eine neue Qualität hinzu. Ich habe es als Bereicherung erlebt. Für mich und auch die Teilnehmer, Heteros wie Homos. Ich habe auch erlebt wie heterosexuelle Männer durch die Anwesenheit eines homosexuellen Mannes verunsichert werden, mit ihren Vorurteilen und Ängsten konfrontiert sind. Und immer ist da ein Berührt sein, wenn wir auf das Gemeinsame treffen und das „Verschieden sein“ erleben, und wie beides neben einander stehen kann. Es ist ein bisschen so wie in einen Spiegel zu schauen, der Verborgenes und Unvertrautes offenbart.
Als ich nach einer Überschrift für den Artikel gesucht habe, habe ich nachgedacht. Ein Themenvorschlag der Redaktion lautete „Counseling mit Männern“. Nein, habe ich gespürt, das geht gar nicht für mich. Für mich ist es „Counseling unter Männern“ – oder „Council“ mit Männern“, ja das trifft es[1]. Es verbirgt sich nach meiner Erfahrung viel hinter diesen scheinbar unbedeutenden Unterschieden in der Formulierung. Es geht um das Selbstverständnis des Gruppenleiters, des Counsellors. Eine ganz wichtige Erfahrung gleich zu Beginn meiner Arbeit mit Männern war: ich bin ein Teil der Gruppe. Nur wenn ich das anerkenne und auch mit der Gruppe teile, dass es um eine existenzielle Gemeinsamkeit geht, die wir (und in dieses ‚Wir‘ schließe ich mich ein) in der Gruppe teilen, um die Erfahrung als Mann in der Welt zu sein, entsteht diese Basis des Vertrauens und diese fundamentale Erfahrung des „Wir“ – ohne ‚Ausschluß‘. Am tiefsten erlebe ich diese Erfahrung in Councel Gruppen von Männern. Council ist in der indigenen Kultur der gemeinsame Rat. Es ist nicht das Counseling, die Beratung. Es ist der Kreis der Ältesten (Frauen oder/und Männer), der zusammenkommt, um sich über lebenswichtige Dinge der Gemeinschaft zu beraten. In diesem Kreis sind alle gleich, jeder hat eine Stimme und jede Stimme hat soviel Gewicht wie die andere. Und wenn da jemand ist, der das Council leitet (den Raum hält), dann hat er diese besondere Funktion, den Raum zu halten und darauf zu achten, dass der Raum (und das schließt jedes Mitglied des Kreises und darüber hinaus das Gemeinwesen/Polis, den Kosmos ein) nicht verletzt wird. Er ist Teil des Kreises, seine Stimme wiegt nicht mehr, weil er derjenige ist der den Raum hält. Es wiegt das, was jemand sagt und wie er es sagt, nicht seine Rolle oder Funktion. Das kann eine tiefe Erfahrung sein, für Frauen und Männer. Für uns Männer ist es eine heilsame und befreiende Erfahrung so vorbehaltlos dazu zu gehören und anerkannt zu sein. Es gibt kaum Räume wo dies in dieser Weise möglich ist, die Rüstung, den Panzer oder Schutzschild abzulegen. Diese Erfahrung einer tiefen Öffnung und Wahrheit in so einem Kreis von Männern berührt mich immer wieder ganz neu und frisch. Im Council weinen Männer, - aus tiefer Berührung, aus Freude, weil sie ihre Sehnsucht spüren, weil eine Verletzung oder Beschämung zum ersten Mal in ihrem Leben Anerkennung findet und Bestätigung: „ja wir sehen Deinen Schmerz“. Und vor allem die Erfahrung und Erkenntnis „ich bin nicht allein damit, so geht es anderen Männern auch, ich bin nicht falsch…“. Der Schmerz, die Beschämung, die Angst werden „gehalten“ vom Kreis der Männer. Für uns Männer ist es ein Wagnis unser berührt sein, oder gar unsere Tränen zu zeigen. Vor allem ist das gefährlich vor anderen Männern. Als Profi ist das dein Todesurteil, wir verlieren unser Gesicht, unsere Männlichkeit. Wir Männer „müssen Profis sein“, immer - das haben wir gelernt. Früher war es der Satz „ein Indianer weint nicht“. Heute gibt es andere, subtilere Botschaften. In der Schule, aus der Werbung, aus der Politik. Zum Glück bewegt sich etwas, bewegen wir uns. Bastian Schweinsteiger weinte vor Zigtausenden im Stadion und den Millionen TV Zuschauern, als er sich aus „Der Mannschaft“ verabschiedete. Eine Befreiung. Wenigstens ein Star, der oft genug bewiesen hat, dass er ein Kerl ist, mit Eiern, der darf weinen.
Ich liebe die „Arbeit“ mit Männern. Warum? Weil es mich heilt und geheilt hat. Weil es Spaß macht und geil ist. Es ist der pure „Wahnsinn“, wenn wir in einer Gruppe mit 12 Männern ekstatisch im Kreis tanzen zum Rhythmus von Trommeln und unsere Stimmen völlig frei der Freude und der Lust Ausdruck geben…, wenn zwei Männer voller Erotik in diesem Kreis miteinander tanzen oder miteinander ringen, kämpfen, schwitzen… bis zur allgemeinen Erschöpfung…
Und danach, wenn wir zufrieden zusammen auf einem Knäul auf dem Boden sitzen und aus dieser gemeinsamen Erfahrung ein tiefes und offenes Gespräch über Sexualität entsteht. Darüber, wie es den einzelnen geht damit, als Mann in einer jahrelangen Beziehung oder Ehe, als Single, oder als junger Mann, der sich nicht binden kann, als älterer Mann, der Angst hat nicht mehr zu genügen… Es ist heilsam zu entdecken nicht allein zu sein.
Wir Männer sind vieles. Wir sind Abenteuerer, Liebhaber, wenn wir jung sind. Zumindest wären wir das gern. Es ist hart, wenn ein junger Mann sich ausgebremst erlebt durch seine Ängste, seine Geschichte. Er glaubt in der Regel der einzige zu sein, dem es so geht. Manchmal entdeckt er dann in der Gruppe, dass der Draufgänger, der „Winner“ genau soviel Angst hat wie er selbst, dass es die Angst ist, die ihn antreibt.
Wir Männer sind spirituell. Wir tragen die Sehnsucht in uns „Eins“ zu sein. Verbunden mit uns selbst, dem Leben und den Menschen mit denen wir leben. Nichts ist trennender als Scham. Nicht die Scham, die unsere Intimität und Integrität schützt. Es ist gibt eine falsche Scham, eine Selbstscham, die der Beschämung folgt. Es ist die Scham darüber ein Mann zu sein… Immer wieder taucht sie auf. Was ist das bloß, diese tiefe Scham in uns Männern darüber ein Mann zu sein? Es braucht viel Vertrauen bis sie sich aus dem Schatten hervortraut und sich zeigt. Es scheint mir, als ob es um eine kollektive und transgenerationale Scham geht, gerade in unserem Land, mit unserer Geschichte. Die Scham darüber was Männer (Väter Großväter, …) alles angerichtet haben und anrichten in dieser Welt, was sie nicht verhindert haben: die Gewalt, Kriege, die „Herr-schaft“, die Gewalt in Beziehungen und Familien… Es ist dies nicht die Scham, aufgrund einer biografischen Beschämung oder Verletzung von außen (Eltern, Lehrer, Mitschüler). Es ist eine tiefliegende existenzielle und transgenerationale Scham[2], über das eigene Mann sein, die weitergereicht wird von Vätern an ihre Söhne. Die Söhne übernehmen sie, wenn die Väter sie und dem was ihr zu-Grunde liegt verleugnen und sich ihr nicht stellen. Vielleicht ist es dies, was der Mann aus Nazareth auf dem Weg zu seiner Hinrichtung anspricht: „Weint nicht über mich, weint über Euch und Eure Kinder“. Und vielleicht konnte er es nur den Frauen sagen, weil die Männer wieder einmal nicht da waren. Sie waren lediglich in ihrer Rolle als Folterknechte anwesend. Oft genug sind Männer selbst Opfer. Und wir geben es weiter, wenn auch vielleicht nur subtil, ohne dass es uns bewusst ist. Durch Nicht-Anerkennung, durch rücksichtslose Konkurrenz, durch Schweigen oder nicht Handeln, als Ausführender von Anordnungen und Anwalt sogenannter „Sachzwänge“[3]… Die Scham sitzt tief verborgen. Sie ist vielleicht das größte Hindernis daran, in unsere männliche Kraft zu kommen, ganz „Da“ zu sein, „Eins“ zu sein mit uns selbst und dem Leben. Wenn sie zur Sprache kommt in einer Gruppe, oder in der Einzelbegleitung, löst sich etwas. Wenn diese Scham gesehen, anerkannt und angenommen wird, öffnet sich ein Weg zur Veränderung. Die Anerkennung und Annahme dieser Scham und des damit verbundenen Schmerzes befreien. Sie sind Nährboden für Wandlung/Transformation, für etwas Neues.
Wir Männer sind spirituell. Wir brauchen die Einsamkeit, das All-eins-sein. Ein-sam sein, eins-sein mit mir und dem Leben. Ganz da sein. Eine tiefe initiatische Erfahrung. Eine rituelle Nacht, in der Wildnis, draußen an einem gewählten Platz, ohne Schlaf…. Ein-sam-sein, mit mir, mit der Nacht, dem Rauschen des Windes in den Bäumen, dem Sternenhimmel… Das ist der „Höhepunkt“ des Retreats mit Männern in den Cevennen. Es ist gut vorbereitet in den Tagen davor. Immer wieder ein Council mit allen: „wie bin ich hier, was ist mein Anliegen…“.
Und dann der gemeinsame Abstieg in die Tiefe zu den Wassern des Canyons. Es ist ein ritueller Abstieg in die eigene Tiefe, zu den eigenen Wassern. Und wie schön, wie wunderschön ist es dort, in dem glasklaren und manchmal auch dunklem Wasser zu schwimmen, zu baden, nackt… im Sand zu liegen, zu dösen… - und dann das Council im Schatten einer Tamariske: „was ist jetzt hier“… - es gibt kaum Worte für das was hier ist… Am nächsten Tag der rituelle Aufstieg auf den Berg, ein uralter heiliger Ort. Jeder geht schweigend und allein, bis wir uns oben treffen. Eine kleine archaische Kapelle und noch über der Kapelle ein Felsplattform und diese grenzenlose Weite… Und dann geht jeder für sich All-ein für eine halbe Stunde in das fensterlose, steinerne, leere archaische Dunkel dieser alten Michaels Kapelle… mit seiner Frage. Nach einigen Stunden gehen wir schweigend wieder hinunter. Am anderen Morgen teilen wir unsere Erfahrung aus der Kapelle im Council. Und dann die Vorbereitung für die Nacht.
Die Nacht löst viel, bewegt viel… Es ist eine tiefe Erfahrung der Selbstbegegnung und eine tiefe Erfahrung des eingebunden seins, des getragen seins in und durch die Natur. Aber der Weg zu dieser Erfahrung führt für die meisten durch die Konfrontation mit der eigenen Angst, Schwäche, Überheblichkeit. Da tauchen die inneren Dämonen auf, aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Im Morgengrauen gehen wir zurück. Jeder hat Zeit für sich auszuruhen, zu schlafen, zu schreiben. Und am Nachmittag das Council mit Schmerz, Tränen, Glück… Wir brauchen das Ein-sam-sein und wir brauchen das Gemeinsam sein.
Wir Männer wollen „Mann“ sein. Darum geht es, ganz Mann zu sein (ob homo- oder heterosexuell). Jeder von uns bringt seine Farbe, seinen Duft, seinen Ton von Mann in die Welt. Diese ganze Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit. Und wenn wir das was wir sind ganz einbringen können, wenn wir das teilen und weitergeben, da wo wir leben, dann sind wir Mann. Egal was es ist. Darin sind wir politisch (Polis – das Gemeinwesen). Nur wenn wir das, was wir mitbringen teilen und weitergeben sind wir Mann. Das ist der Archetyp des Königs. Aber wir brauchen keine Könige. Es reicht Mann zu sein.
Wir Männer sind Mensch. Je mehr wir das sind was wir wirklich sind, kommen wir auf den Grund unseres Seins. Und auf dem Grund unseres seins sind wir Mensch und noch vieles mehr… Da treffen wir uns mit den Frauen den Queeren und, und… Leider reicht das Wort Mensch in seiner „männlichen“ Konnotation kaum aus, um die Fülle dessen zum Ausdruck zu bringen, was wir sind – Frauen wie Männer. Es gibt einen Unterschied, es gibt Vielfalt, es gibt das Verschieden sein. Und darin sind wir eins, darin dass wir verschieden sind. In einem Retreat für Paare und in der Weiterbildung „biografisch spirituelle Begleitung“[4] gibt es einen Punkt im gemeinsamen Prozeß, an dem wir mit der Gruppe in die Differenzierung gehen. Frauen und Männer teilen sich rituell für 2 Tage, in der Weiterbildung für einen halben Tag, in eine Frauengruppe und Männergruppe. Das hat eine Öffnung, Tiefung und Weitung im Prozeß für die gesamte Gruppe zur Folge, die immer wieder überraschend ist. Tief berührend ist das rituell gestaltete Zusammenkommen der Männer mit den Frauen nach zwei Tagen Trennung in der Paargruppe. Die ganze Kraft und Schönheit der Frauen und Männer in ihrer Unterschiedlichkeit entfaltet sich im Raum. Es ist als würde ein Schleier, der Schleier der Alltäglichkeit von uns genommen. In solchen Augenblicken offenbart sich die Schönheit des Frau seins und des Mann seins und die weite und tiefe unseres Mensch-seins.
Herzogenrath, 01.10.2020
©Heinz Sondermann
[1] Council, der Rat, das Kollegium. Die hier gemeinte Form rituellen Kreis Gesprächs, eigentlich „to meet in council“ – Rat halten, hat ihren Ursprung im Kontext der nordamerikanisch indianischen Tradition, findet sich aber in allen indigenen Kulturen. Die hier angesprochen Form wurde von der Ojai Foundation für die Arbeit in Reservats Schulen, Gefängnissen und anderen sozialen Brennpunkten entwickelt. Vgl. Jack Zimmermann & Virginia Coyle: Der große Rat. Arbor 2010
[2] Nicht selten gibt es eine Verbindung zwischen dieser Scham und transgenerationalen, familiären und individuellen biografischen Traumata.
[3] Vielleicht ist das die aktuelle und zeitgemäße Erscheinungsform des „Untertan“, wie ihn Heinrich Mann in seinem gleichnamigen Roman beschreibt.
[4] Mit Maria Amon zusammen durfte ich über 10 Jahre ein Retreat für Paare in den Cevennen durchführen. Dort und in der zweieinhalbjährigen Weiterbildung biografisch spirituelle Prozeßbegleitung achten wir darauf, dass der Frauen- Männer Anteil der Gruppe paritätisch ist. Es hat eine enorme Kraft und Dynamik, sich in einer gemischten paritätischen Gruppe bewußt als Frau oder Mann unter Frauen/Männern erleben zu können.
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