Texte und Impressionen
Bibliodramatische Selbsterfahrung
Samstag, 08. Mai 2021 - 12:53 Uhr
In den letze Jahren wurde „Spiritualität“ zum Allerweltswort innerhalb einer „therapeutischen“ Szene, die ausgehend von der Humanistischen Psychologie, stark vom „New Age“ geprägt ist. Neben den vielen diffusen, oft realitätsfernen und weltflüchtigen Angeboten, die Erleuchtung, Glück, Erfolg und vieles mehr verheißen, gibt es ernstzunehmende Ansätze, die sich darum bemühen, den elementaren Bereich religiöser/spiritueller Erfahrung in den therapeutischen Kontext zu integrieren. Eine Möglichkeit religiöse/spirituelle Erfahrung und Entwicklung in erwachsenbildnerische und therapeutische Prozesse zu integrieren, bietet das Bibliodrama.
Ich möchte an dieser Stelle von meinen Erfahrungen mit Bibliodrama berichten. Es gibt verschiedene methodische Ansätze im Bibliodrama. Sie sind aber immer eng mit der Person verbunden, die Bibliodrama anwendet. Ich kann hier also nicht einen Überblick über die methodische Vielfalt des Bibliodrama geben. Hier stehen u.a. mittlerweile theater-pädagogische, psychodramatische und körperbezogene Ansätze nebeneinander und werden in bibliodramatische Prozeße integriert.
Zu beginn stand sicher das Anliegen im Vordergrund einen lebendigen und Erfahrungs-orientierten Ansatz der Bibelarbeit zu entwickeln. Meiner Erfahrung nach ist es auch nicht möglich Bibliodrama lediglich als Methode, ohne eigenen lebendigen Bezug zu den biblischen Texten und zur biblischen Tradition zu „gebrauchen“. Ich möchte aber an dieser Stelle begründen, warum ich glaube, daß Bibliodrama auch da bereichernd für menschliche Entwicklung und Erfahrung sein kann, wo es nicht in einem konfessionellen oder kirchlichen Kontext eingesetzt wird, sondern mit Menschen, die außerhalb kirchlicher Bezüge leben und sich selbst nicht als „religiös“ erleben.
Dabei geht es nicht darum Menschen wieder zur Bibel oder einer Kirche zu bekehren, sondern mit ihnen den elementaren Bereich spiritueller/religiöser Erfahrung zu entdecken, und zwar „jenseits“ der Grenzen einer bestimmten Konfession oder religiösen Tradition. Ich gehe davon aus, daß das Alte und Neue Testament grundlegend mit der Geschichte unserer westlich, europäischen Zivilisation und Kultur verknüpft ist, und das wir nicht unbeeinflußt von dieser Tradition leben, auch wenn es uns nicht immer bewußt ist oder wir sie ablehnen. Unsere Erfahrungen mit dieser Tradition beeinflußen so bewußt oder unbewußt unser spirituelles Leben und erleben.
Für die Mehrheit der Menschen, gerade auch der jüngeren Generationen, bieten die Kirchen und auch die christliche Tradition kein Orientierungsrahmen und Sinnangebot mehr. Der Zerfall traditioneller sozialer Zusammenhänge (Familie, Nachbarschaften, Vereine etc.) und der Zwang (aber auch die Chance) zur Individualisierung in unserer Gesellschaft geht einher mit einem Zerfall überkommener Werte und Orientierungsmuster. Die Menschen müssen heute selber etwas dafür tun um Sinn und Orientierung in der allgemeinen Unübersichtlichkeit und beliebigkeit „herzustellen“. Pseudoreligiöse Sekten oder Ideologien beuten die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Orientierung und Sinn aus. Nicht nur Rechtsextreme Orientierungen bei Jugendlichen und Gewaltbereitschaft, auch Medienhörigkeit, Konsumismus und Sucht sind Versuche dieses Loch der „Orientierungs- und Sinnlosigkeit“ zu stopfen. In diesem Zusammenhang bietet Bibliodrama eine Möglichkeit sich mit den eigenen Erfahrungen und Sehnsüchten auseinanderzusetzen. Dem einsamen Weg der Selbstverwirklichung eines losgelösten Individuums stellt es das Leben aus der Beziehung dem Dialog (Martin Buber) mit der/dem Anderen, der Gemeinschaft und der Schöpfung gegenüber.
Für mich selbst hat die biblische Tradition paradoxerweise in dem Augenblick wieder an Anziehungskraft und Bedeutung gewonnen, als ich mich am weitesten von ihr entfernt glaubte. Die intensive sinnliche Erfahrung, die ich mit der indianischen Tradition der Schwitzhütte machen konnte, ließen in mir wieder die Gefühle meiner „Kinderfrömmigkeit“ lebendig werden: die Gerüche der Jahreszeiten, die mit bestimmten Festen des Kirchenjahres verbunden waren, der Geruch des Weihrauchs, die Lieder, die Musik, die Farben der Gewänder und das Licht das durch die Kirchenfenster viel, Gebete zu Hause... All das was ich scheinbar vergessen hatte, oder unter Kirchenkritik und Rationalisierungen begraben war. Die Sinnlichkeit der Spiritualität begegnete mir neu. Auf der Suche nach dieser Sinnlichkeit der Spiritualität war es das Bibliodrama das mir eine neue und lebendige Erfahrung dieser „alten“ Geschichten ermöglichte. Plötzlich fand ich mich selbst in ihnen wieder, mit meinen Ängsten, meinen Sehnsüchten und Hoffnungen, aber auch mit meiner Freude, meiner Ausgelassenheit und Zuversicht. Und ich erlebte mich verbunden mit den Menschen, mit denen ich diese Geschichte „spielte“, mit Menschen die diese Geschichte durchlebten in anderen Zeiten oder an anderen Orten.
Zur Zeit des Golfkrieges, im Frühjahr 1991, stand uns der Bildungsurlaub „Politik und Spiritualität“ bevor. Zum festen Bestandteil dieses Bildungsurlaubes ist die Arbeit mit bibliodramatischen Elementen geworden. Wir waren eingespannt in die Vorbereitungen einer öffentlichen Reservistenverweigerung, die Organisation von Informationsveranstaltungen und alle möglichen Treffen von Gruppen, die Aktionen gegen diesen Krieg planten, in dem erstmalig der Einsatz von Bundeswehrsoldaten zur Diskussion stand.1)
Was jetzt mit diesem Bildungsurlaub anfangen, mit Meditation, Rückzug und Spiritualität, wo doch Aktion angesagt schien. 12 TeilnehmerInnen hatten sich angemeldet. Mein Kollege, Horst Thelen, und ich überlegten lange, wie wir diese 5 Tage gestalten wollten. Da viel mir die Geschichte von Kain und Abel ein. Diese Erzählung, die im Alten Testament die Geschichte der Menschen nach der Vertreibung aus dem Paradies eröffnet: der Brudermord. Mit dieser Geschichte beschlossen wir, würden wir in dem Bildungsurlaub arbeiten. Sie sollte uns in den fünf Tagen begleiten und uns über den aktuellen Anlaß hinaus mit der Frage nach Gewalt und Verantwortung konfrontieren.
Kain, der seinen Bruder Abel erschlägt, weil sein Geschenk nicht ankommt, vergeblich scheint. Kain, der Bruder, der Eifersüchtig ist, weil der Vater den anderen mehr zu lieben scheint, und der aus seiner Eifersucht und Verletzung heraus mit Gewalt antwortet, den anderen erschlägt, der die Anerkennung und Zuwendung erhält, die er sich so sehr wünscht.
Am zweiten Tag des Bildungsurlaubes lesen wir diese Geschichte und beginnen mit ihr zu arbeiten. Widerstände kommen auf: was sollen wir mit dieser alten Geschichte? immer die gleiche Leier, Gott ist doch schuld, warum nimmt er Kains Opfer nicht an....
Unter den Teilnehmern ist J., etwa Fünfzig Jahre, und Exilkroate, wie er betont. Der sich anbahnende Krieg in seiner Heimat ist sein Thema. J. verteidigt in der Gruppe seine Position einer kroatischen Nation und sieht in den Serben die Verursacher aller Probleme. Dabei ist J. ein ruhiger, besonnener Mann, der in der Gruppe durch seine Aufmerksamkeit für andere und seine Offenheit eine besondere Position einnimmt.
In einer Bibliodramaeinheit wählt ein jüngerer Mann, der in die Rolle des Kain schlüpft J. für die Rolle „Gottes“ aus. Ruhig und gelassen steht J. in seiner Rolle vor „Kain“. Kain steht trotzig und ablehnend da:
G: „Kain, wo ist Dein Bruder Abel?“
K: „Was geht mich mein Bruder an?“
G: „Wo ist Abel?“
K trotziger: ich hab nichts mit meinem Bruder zu tun!“
G ruhig: „Wo ist Dein Bruder?“
Kain wird immer heftiger. Die eigene Geschichte taucht auf hinter der Figur des Kain. Das Gefühl nie ankommen zu können beim eigenen Vater, nie genug tun zu können um gesehen zu werden. Die Wut, der Haß und die Trauer werden sichtbar.
Die Gruppenmitglieder sind betroffen. Da wird unter der Oberfläche dieser alten Geschichte eine ganz „neue“ Geschichte lebendig. Einige fühlen mit Kain mit, erleben ein Stück ihrer eigenen Geschichte, entdecken in ihrer Eifersucht, in ihrem Neid und manchmal auch dem Wunsch, der Lust zu Zerstören, den eigenen Wunsch gesehen zu werden.
Andere, die selbst Kinder haben fragen sich, ob sie ihre Kinder so sehen, wie diese es brauchen.Und J. selbst wird unruhig, er fühlt sich nicht mehr wohl in dieser Rolle. Sie ist ihm zu groß geworden. Er greift das Gespräch vom Vorabend auf: wo stehe ich in diesem Streit zwischen Kroaten und Serben? Wofür brauche ich meinen Nationalstolz? Welche Rolle will ich spielen, wenn ich bald in meine Heimat zurückgehe?
Eine alte Geschichte, und doch aktuell! In der oben gechilderten Episode werden die verschiedenen Ebenen sichtbar, die eine Bibliodramaarbeit in einer Gruppe gegenwärtig werden läßt. Da ist die Erzählung selbst, ein Drama so alt wie die Menschheit, ein kollektives Drama, eine patriarchale Erzählung vom Streit zwischen seßhaften Ackerbauern und nomadisierenden Viehzüchtern. Die Angst zu kurz zu kommen, übervorteilt zu werden. Der Streit um Land, um Lebensraum und Resourcen. Viertausend Jahre später nicht anders um Öl. Nur die Waffen sind andere: statt eines Knüttels Computer, Laser, Marschflugkörper, oder doch wieder wie in Bosnien oder Ruanda körperliche Gewalt, Messer und Knüttel, Gewehre. Nachbarn gegen Nachbarn, die Fronten verlaufen sogar durch Familien.
Es sind politische und ökonomische Strukturen die den Konflikten zwischen Serben, Kroaten und Bosniern zugrundeliegen, zwischen Israelis und Palästinensern, zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda. Aber es ist mehr als politische Strukturen, was die unfaßbare konkrete Gewalt hervortreibt. Es ist die Angst das eigene Leben an den Tod zu verlieren, weil scheinbar oder real das Lebensnotwendige vorenthalten wird, Lebensraum, Lebensmitte. Der Haß auf die/den Anderen der mir das nimmt, was mir zusteht. „Wo ist Dein Bruder, wo ist Deine Schwester?“ „Was geht mich meine Schwester an? Was geht mich mein Bruder an?“
Das ist die politische und kulturrelle Dimension die aufbricht in der Inszenierung dieser Erzählung. Und da wird auch die individuelle Geschichte lebendig, die wir so gut kennen. Sie ist alltäglich, in der Regel nicht so gewaltsam und doch dramatisch genug auch uns die Wut, den Haß, die Verzweiflung und Trauer spüren zu lassen. Die Verzweiflung und Trauer nicht gesehen zu werden von der Mutter oder dem Vater, die Anstrengung ihre Anerkennung zu gewinnen, der Neid und die Wut auf die/den, die mir diese Anerkennung stiehlt. Wieviel an „alltäglichem“ Ehrgeiz die „Nummer 1“ sein zu müssen, an verbissener Konkurrenz unter FreundInnen, im Beruf bis in die Politik hinein, hat hierin seinen Ursprung?
Bibliodrama ist eine Möglichkeit, den Erfahrungsgehalt biblischer/mythologischer Geschichten lebendig und ihren Ort im jeweiligen Leben Einzelner oder einer Gruppe erlebbar werden zu lassen. Die biblischen Geschichten erzählen vom Leben einzelner Frauen und Männer. Diese Frauen und Männer sind aber keine isolierte Individuen, sie sind eingebunden in die Geschichte einer Gruppe, ihres Stammes, eines Volkes. Sie schweben nicht in einem geschichtslosen oder politiklosen Raum. Die biblischen Geschichten und Texte enthalten existentielle menschliche Grunderfahrungen. Angst, Verzweiflung, Vertrauen, Geborgenheit, die Erfahrung von Sinn und Sinnlosigkeit, Gottesnähe und Gottesferne. In der aktualisierung dieser Geschichten und einzelner Szenen, der Übernahme bestimmter Rollen, im Rhytmus von Identifizierung und Distanz, spüren, fühlen und Reflektion erlebe ich mich so auch nicht als isoliertes Individuum, sondern erfahre die soziale, kulturrelle und politische Dimension meiner eigenen Geschichte. Die Inszenierung der Geschichte von Kain und Abel ließ diese verschiedenen Ebenen in unserer Gruppe lebendig werden.
1. Die psychologische Ebene: Eifersucht, Konkurrenz um die Anerkennung durch den Vater, die Mutter (s.o.).
2. Die kulturrell politische Ebene: Ich erinnere mich an eine Sequenz der „Kains Geschichte“, in der eine Frau in die Rolle des Kain schlüpfte. Sie, die Frau, rang „Gott“, dem Mann, die Aufmerksamkeit ab, die sie von ihm brauchte und wollte. In ihrer Inszenierung ging es um die Anerkennung der Tochter, der Frau: ich will daß Du mich siehst! Diese Frau öffnete die Geschichte für die anderen Frauen der Gruppe. In ihrer Inszenierung wurde das Drama der Beziehung zwischen Tochter und Vater, Mann und Frau lebendig, die Erfahrungen von Gleichgültigkeit, Verletzung und Mißachtung. Bitterkeit und Verletzungen brachen auf: „wieder so eine Geschichte von Männern, typisch Mann...!“ Und dann die Frage: „wirklich nur typisch Mann“? Die Rolle Gottes wurde von Frauen übernommen, eine Göttin!? Nicht die Göttin war da, sondern die Mutter, die Schwester und mit ihnen die Eifersucht, der Neid, die Sehnsucht, der Haß...
Die Übernahme der Geschichte durch die Frauen in der Gruppe und die Umwandlung der Personen in Mütter, Töchter Schwestern und Göttin ließ eine neue Dimension in der Gruppe lebendig werden: die Geschichte von Frauen und Männern. Der kulturrelle, patriarchale Hintergrund wurde sichtbar und sein aktueller Bezug lebendig. Es war nicht mehr nur unsere Geschichte, sie spiegelt eine kollektive Erfahrung wieder, ihre Botschaft: so ist es, wenn Menschen versuchen, die Erfahrungen von Ablehnung, Schmerz... zu verleugnen, wenn Menschen sich weigern die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.
Die Ebenen der persönlichen Erfahrung, die individuelle Geschichte, ist eingebettet in einen historischen, kulturrellen und politischen Kontext. Es gibt „Schlüsselkonflikte/-geschichten“, in denen das konkrete Individuelle gleichzeitig auf den politischen, kulturrellen Kontext verweist. Das konkrete Ereignis spiegelt „kollektive Erfahrung“ einer bestimmten Gruppe (Frauen, Männer), einer sozialen oder politischen „Klasse“ wieder.
3. Die religiöse/spirituelle Ebene: In der Reflexion dieser Inszenierungen haben wir dann in der Gruppe lange über den Zusammenhang von „Gottesbildern“ und Erfahrung nachgedacht. Für einige Frauen und Männer war es eine tiefe Erfahrung zu erkennen, wie ihre Ablehnung jeglicher Religiösität seinen Ursprung in ihrem Gottesbild hatte. Und dieses Bild war geprägt durch erlebte unnahbare Autorität bis hin zu Willkür durch Väter, Lehrer, Institutionen, „Kirche“...Jetzt erkannten sie die Grenzen ihres Gottesbildes. Die „Göttin“ schien es zuerst den Frauen zu erleichtern sich in die Geschichte einzubringen, im Spiel aber tauchten hinter ihr die Erfahrungen mit der Mutter, mit Frauen auf.
Die Identifikation „Gottes“ mit patriarchaler Herrschaft und die Projektion unserer Negativerfahrungen auf die „Figur“ Gott wurde deutlich, als „Kain“ in einer Inszenierung ganz unerwartet reagierte. Auf die Frage „Gottes“: „Wo ist dein Bruder“, schwieg Kain lange und dann unsicher: „ich habe ihn umgebracht“. Durch Kains Eingeständnis nahm die Geschichte eine neue Wendung. „Gott“ ging auf dieses Geständnis ein, er verurteilte Kain nicht, sondern er sprach mit ihm über das was geschehen war, über Kains Gefühle.Ein lebendiger Austausch und Kontakt entstand zwischen Kain und Gott. Wir lasen danach nocheinmal aufmerksam diese Stelle und im Gespräch darüber entstand ein neues Bild. In der geschriebenen Geschichte hatte Kain seine Chance nicht genutzt. Er beantwortete die Frage Gottes mit Trotz. Damit verurteilt Kain sich selbst wurde uns klar. Er verurteilt sich damit zu Kontaktlosigkeit und Einsamkeit (das Kainsmal). Gott bestätigt lediglich Kains Entscheidung. Wir waren jetzt wieder ganz nah bei uns, bei unserem Trotz unseren Erfahrungen von Abspaltung, Verdrängung und Verleugnung und deren Folgen.
In unserer Geschichte eröffnete Kain eine neue Perspektive. Wenn „Kain“ sich seiner Handlung stellt, die Verantwortung für sie übernimmt, unterbricht er den Kreislauf aus verdrängtem Schmerz, Neid, Haß, Gewalt und Trotz. An dieser Stelle werden „Heilung“ und „Versöhnung“ möglich. Und an dieser Stelle berühren sich Therapie und spirituelle Erfahrung.
Innerhalb der Gruppe wurde der Horizont für ein neues Gottesbild sichtbar. Ein Gottesbild, das nicht geprägt ist aus der Erfahrung der Ohnmacht, der Angst und „Verurteilung“, sondern aus der Begegnung, der Erfahrung der „Für-Sorge“ und des „Heil- werdens“.
Charlotte Bühler, Erich Fromm und ander BegründerInnen der Humanistischen Psychologie haben immer wieder deutlich gemacht, daß eine wesentliche Dimension menschlichen Lebens die spirituelle Erfahrung ist, unabhängig, von einer bestimmten religiösen Tradition oder Kirche. Für mich ist Bibliodrama immer wieder eine spannende Herausforderung und lebendige Möglichkeit diese Dimension in erwachsenenbildnerische Prozeße zu integrieren. In der Tradition des Alten und des Neuen Testamentes gründet Spiritualität und Religiösität aus dem Moment der „heilenden“ Begegnung, nicht der isolierten Selbstbespiegelung, die nur das eigene Ego sucht. Dabei schließt die Arbeit mit biblischen Geschichten die Offenheit gegenüber anderen religiösen Traditionen und anderen Kulturen nicht aus. Sie kann uns in unserer jüdisch/christlichen, humanistischen Tradition verwurzelten /oder entwurzelten helfen, diese in ihrer kulturrellen Besonderheit und Bedeutung tiefer zu respektieren und zu verstehen.
1.) Zu dieser Zeit arbeitete ich in einer Friedenspolitischen Bildungseinrichtung. Den Bildungsurlaub führten mein Kollege Horst Thelen und ich gemeinsam durch. Der BU integrierte die Zugänge Bibliodrama, Yoga und politische Bildung (politik und Spiritualität).
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